Warum Strahlungsangst (meistens) Unsinn ist
Wir hätten uns gewünscht, dass dieser Artikel nicht nötig wird. Aber Fakten und Evidenz sind für manche Menschen offenbar kein Argument mehr.
Gelegentlich kommen Menschen auf uns zu, die WLAN, Bluetooth und vergleichbar schwache Strahlung für schädlich halten.
Auffällig bei vielen dieser Leute ist, mit welcher Vehemenz, welchem Nachdruck und welchem missionarischen Eifer sie versuchen andere von ihrem Standpunkt zu überzeugen - gleichzeitig aber weder die physikalischen Grundlagen verstanden haben noch bereit sind sich mit diesen zu befassen.
Aus diesem Grund halten wir diese Bedenken inzwischen für einigermaßen religiös motiviert und lassen uns auf Gespräche und Diskussionen zu diesem Thema nur noch ein, wenn die poppersche Gesprächskultur als Basis des Gesprächs akzeptiert wird und in Folge die Möglichkeit falsch zu liegen von beiden (!!!) Seiten ernsthaft akzeptiert wird.
Für alle, die sich mit der Frage noch nie befasst haben und nach rationalen Antworten suchen möchten wir hier eine Zusammenfassung und wichtige Quellen bieten.
Wissenschaft bietet keine absoluten Wahrheiten
Wissenschaft wird niemals beweisen, dass etwas unschädlich ist. Das ist grundsätzlich unmöglich und etwas das die Strahlungsängstlichen oft nicht verstanden haben. Wenn in einer Studie steht "weitere Forschung nötig" dann deshalb weil das in jeder Studie steht. Es gibt immer noch was zu untersuchen. Die Evolutionstheorie ist eine der mit Abstand besten Theorien, mit unzähligen Funden, die diese Theorie unterstützen. Dennoch gibt es religiöse Fanatiker, die sie diskreditieren wollen und gleichzeitig ist es richtig, dass es noch unzählige offene Fragen gibt die wir derzeit nicht beantworten können - weil die Welt in der wir leben komplex ist. Weil es "absolut sicher" nicht gibt. Auch nicht wenn die Frage nur lautet "ist es unbedenklich einen Apfel zu essen?". Wer dermaßen tief sitzende Ängste in sich trägt deshalb keine Äpfel mehr zu essen oder jede Art von Strahlung schon für potentiell gefährlich zu halten, hat eher eine psychische Dynamik am laufen die sehr schädlich ist als dass er sich um die Strahlung oder den Apfel sorgen müsste.
Was ist Strahlung?
Das Elektromagnetische Spektrum ist sehr groß, es gibt also sehr viele Arten von Strahlung. Licht ist Strahlung. Ein (sehr kleiner) für Menschen sichtbarer Bereich der elektromagnetischen Strahlung. Manche Strahlung (Alpha, Beta, Gamma, Röntgen) ist sehr gefährlich, wenn man ihr zu lange ausgesetzt ist. Gleichzeitig existieren diese Strahlungen aber auch ununterbrochen um uns herum in unterschiedlich starker Ausprägung - und sind nicht gefährlich weil sie zu schwach sind. Andere Strahlungsarten konnten auch nach Jahrzehnten an Forschung in keiner Studie als Schädigend befunden werden. In diese Kategorie gehören WLAN und Bluetooth. Es gibt keine einzige Studie, die für WLAN-Strahlung eine Schädlichkeit nachweisen konnte. Die unzähligen Studien die von unseriösen Seiten wie Diagnose-Funk immer wieder verbreitet werden beziehen sich entweder auf völlig absurde Strahlungsdosen und Versuchsaufbauten die in der Realität nie vorkommen - oder sind schlicht unwissenschaftlicher Blödsinn der aber so auszusehen versucht als wäre es Wissenschaft.

Leider haben viele Strahlungsphobiker weder die Geduld diese Studien wirklich mal zu lesen und druch zu arbeiten - sondern lesen nur die Überschrift in einem Zeitungsartikel der völlig übertrieben und zuspitzend den Inhalt der Studie verzerrt - noch die wissenschaftliche Grundausbildung um die Aussagen und Relativierungen in solchen Texten richtig einzuordnen.
Einige Fakten
- Die elektromagnetische Strahlung von WLAN hängt ab von der übertragenen Datenmenge und den Sende- und Empfangseigenschaften im WLAN-Netz.
- Mit dem Abstand vom WLAN-Gerät nimmt sie sehr schnell ab, schon bei 20cm Abstand ist sie 10 mal kleiner als der zulässige Grenzwert - und der ist schon großzügig bemessen.
- Nach einer schweizer Studie ist die einwirkende Strahlung durch WLAN im Alltag im Mittel 1500 mal kleiner als der Grenzwert. Die höchsten gemessenen Strahlungswerte sind immernoch 400 mal kleiner als der Grenzwert.
- Besonders neue WLAN-Standards sollten Strahlungsängstlichen willkommen sein, denn sie übertragen die Daten schneller und effizienter, strahlen also insgesamt weniger und kürzer (Quelle: Schweizerisches Bundesamt für Gesundheit).
- Einen von uns persönlich durchgeführten Blindtest hat der betreffende sehr missionarische Strahlungsphobiker nicht nur nicht bestanden sondern fühlte sich ausgesprochen wohl, direkt in einer massiven Strahlungsquelle stehend. Wer sich ernsthaft mit uns über die Elektrosensibilität und WLAN-Strahlung unterhalten will muss diesen Blindtest bestehen - sonst nehmen wir psychische Ursachen für das Symptombild an.
Woher kommt die Angst vor Strahlung dann?
Überforderung mit der Digitalen Revolution
Es ist absolut richtig, dass wir alle zu viel an digitalen Geräten sitzen, zu viel auf den Bildschirm schauen und die Auswirkungen, die das auf unsere Gesellschaft haben wird noch nicht absehbar sind. Man kann sich Sorgen machen über die abnehmende Konzentrationsspanne der Menschen, über die Dopamin-süchtig machenden und nachweislich mit Spielautomaten verlgeichbaren Handyspiele und deren Versuche Kinder auszunutzen, über die zunehmende Unfähigkeit vieler Menschen, sich in einem Gespräch auf das Gegenüber zu konzentrieren und nicht zwischendurch auf das Handy zu schauen - es gibt wirklich viele Gründe, der Digitalen Revolution skeptisch gegenüber zu sein. Aber muss man dann noch unfundierten, unwissenschaftlichen Unsinn dazu erfinden?
Tschernobyl

Mangelnde Selbstreflektion
Besonders auffällig ist die Weigerung der besonders missionarischen Strahlungsgläubigen, sich selbst zu hinterfragen. Sie sind so unerschütterlich sicher, zu wissen was sie gerne glauben wollen, dass Fakten und wissenschaftliche Evidenz nicht mehr zählen. Wie bei religiösen Fanatikern auch.
Nocebo-Effekt
Zwar gibt es keine seriösen Studien, die irgendeine Schädlichkeit von WLAN nachweisen konnten, es gibt aber sehr wohl Studien die zeigen konnten, dass "elektrosensible" Menschen sich einbilden Kopfschmerzen und eine Reihe weiterer Symptome zu bekommen sobald sie glauben einer Antenne und deren Strahlung ausgesetzt zu sein - egal ob diese gerade Strom hatte oder nicht.
Ebenso wie die Wirkung des Placebo wird auch die des Nocebo häufig massiv unterschätzt.
Was steckt hinter den starken Emotionen?
Warum sind eigentlich diese Strahlungsgläubigen so übergriffig und von so missionarischem Eifer getrieben? Liegt das wirklich daran, dass sie unter der Strahlung leiden? Dann müssten sie doch an den Fakten, an den überprüfbaren Erkenntnissen der Wissenschaft interessiert sein? Aber das Gegenteil ist der Fall. Studien werden gar nicht gelesen, nicht mal die Presseartikel dazu, sondern maximal die Überschrift zitiert, weil es zu viel verlangt ist zu lesen was in der Studie wirklich geschrieben steht. Die gesamte Wissenschaft die sich weltweit (!!!) mit dem Thema befasst wird für korrupt erklärt und alle Studien als unglaubwürdig abgetan - aber ein Presseartikel einer zweifelhaften, viertklassigen Publikation wird geglaubt wenn die Überschrift zum eigenen Weltbild passt. Auch die offensichtlich unqualifizierten, unhaltbaren Behauptungen von Diagnose Funk und ähnlichen Seiten werden zitiert und wieder gegeben - ohne den Inhalt auch nur im Ansatz verstanden zu haben.
Gleichzeitig schaffen es diese Strahlungsphobiker nicht, zumindest die Möglichkeit einzuräumen, dass es andere Ursachen haben könnte als WLAN.
Dass "Diagnose Funk" einen Shop betreibt und Geld verdient für überteuerte Broschüren und Aufkleber - das ist natürlich was anderes. Die gesamte Wissenschaftswelt wird angezweifelt, aber hinterfragen, welche finanziellen Interessen einen Verein dazu treiben könnten dermaßen vehement mit falschen Studienzitaten, Zuspitzung und verzerrter Darstellung Leuten Angst zu machen, diese Frage muss man sich nicht stellen.
Es ist im übrigen auch sehr auffällig, dass es starke Komorbiditäten gibt mit z.B. Homöopathie, Astrologie, Impfgegnerschaft und sonstigen wissenschaftsfeindlichen Grundhaltungen.
Wir haben nur eine Antwort auf dieses merkwürdige Verhalten, und es ist die Antwort, die die Strahlungsphobiker nicht hören wollen und mit der sie sich unter keinen Umständen befassen wollen:
In Wahrheit geht es vielleicht um psychische Dynamiken, das Bedürfnis Antworten zu finden die unbedingt außerhalb der eigenen Person liegen müssen, damit man nicht am eigenen Verhalten etwas ändern muss sondern die Schuld einer anonymen Verschwörung zuschieben kann.
Für jene unter den Strahlungsphobikern die bei diesem Satz an die Decke gehen, möchten wir darauf verweisen, dass ein "vielleicht" in diesem Satz war. Wir können nicht mit Sicherheit ausschließen, ob jemand vielleicht tatsächlich elektrosensibel sein mag. Aber wer das von sich behauptet muss es auch nachweisen können in einem Blindtest. Und wer den Blindtest nicht besteht - der muss mindestens ein "vielleicht" akzeptieren wenn es um eine Erklärung geht, die eher in der eigenen Persönlichkeit und Verhaltensmustern liegt.