Warum brauchen wir Freifunk?
Heute hat fast jeder Internet auf dem Handy - wozu braucht es dann Freifunk?
Ausgrenzung - ist es wirklich so, dass jeder Internetzugang hat?

- Arme Menschen haben vielleicht ein Handy, aber nicht immer genug Geld sich genug Datentransfer zu leisten (auch weil die Preise dafür in Deutschland unanständig hoch sind).
- Reisende, Touristen und Flüchtlinge haben oft keine deutschen Verträge und können deshalb nicht über Mobilfunk auf das Internet zugreifen, brauchen es aber zugleich besonders dringend um sich zu orientieren oder etwas nachzuschlagen. Die Nutzungsbedingungen bei kommerziellen Anbietern verstehen sie nicht und können auch die Anweisungen nicht befolgen, um sich in deren Netz einwählen zu können.
- Ältere Menschen sind mit der komplizierten Prozedur bei kommerziellen Anbietern oft überfordert. Um sich ins Internet einwählen zu können muss man oft bestimmte Seiten aufrufen, Benutzeraccounts anlegen, eine E-Mailadresse verfügbar haben und vieles mehr. Wenn es schnell gehen muss ist das nicht nur frustrierend sondern grenzt Menschen aus.
- Barrierefreiheit wird von vielen Anbietern ignoriert, aber insbesondere sehbehinderte Menschen werden dadurch abgehalten diese Angebote zu benutzen.
- Jeder hat schon mal erlebt, dass das Interneht auf dem eigenen Gerät ausfällt, egal ob es am Gerät liegt, eine Störung im Netz gibt oder aus sonstigen Gründen. In dieser Situation schnell und unkompliziert ein freies WLAN nutzen zu können ist eine enorme Erleichterung, besonders wenn es um einen Notfall geht.
Wir sind der Ansicht, der Zugang zu freier Information ist ein Grundrecht für jeden Menschen, wie der Zugang zu Wasser oder medizinischer Versorgung. Niemand darf ausgegrenzt werden, sich im Internet informieren und die angebotenen Dienste nutzen zu können. Egal aus welchem Grund.
Effizienz und Kosten
Fast jeder Haushalt bezahlt 30-60 € pro Monat für einen Internetzugang und / oder Telefon. Die allermeisten Menschen nutzen die DSL-Leitung aber nicht annährend aus, dennoch traut sich niemand mehr, das WLAN freizugeben für alle Nachbarn wegen der Störerhaftung (die eine sehr deutsche und abstoßende Spezialität ist).
Das geht besser! Wir bieten eine Lösung, mit der niemand mehr Angst haben muss vor der Störerhaftung und Abmahnungen. Jeder kann sein WLAN wieder frei geben, wie das in vielen anderen Ländern ganz normal ist.
Und es muss nicht in jeder Wohnung ein DSL-Anschluss bezahlt werden, es genügt für 5-10 Benutzer einen DSL-Anschluss zu haben. Die Reichweite ist kein Problem, die können wir mit unseren Routern erhöhen.
Katastrophenvorsorge
Wir sind es sehr gewohnt, dass unsere Internetzugänge, Handys, der Strom und die sonstige Infrastruktur einfach funktioniert. Wer jedoch bei der Flutkatastrophe im Ahrtal 2021 mit den Helfern gesprochen hat - oder mit THW-Hilfskräften bei jeder anderen Katastrophe - dem ist klar, dass das eine sehr trügerische Sicherheit ist.
Freifunk ist eine von vielen Möglichkeiten, im Notfall schnell wieder funktionierende Infrastruktur bereit zu stellen, über Richtfunkstrecken und vernetzte Accesspoints auch im Ernstfall wichtige Punkte der Stadt mit WLAN und damit mit dem Zugang zu Informationen, Telefonie und Notrufmöglichkeiten zu versorgen.
Anonymität
Es gibt in Bamberg viele Menschen, die in ihrem Herkunftsland verfolgt werden und wo es wichtig sein kann, von so mächtigen Überwachungsstaaten wie China, Iran oder Russland nicht leicht beobachtet werden zu können. Freifunk bietet einen gewissen Schutz, wobei sich echte Anonymität im Internet eher schwer sicher stellen lässt. Aber wer keine andere Wahl hat als das Internet zu benutzen um mit Angehörigen zu telefonieren oder zu schreiben kann über das Freifunk-Netzwerk verhindern, dass der eigene Internetzugang erkannt wird und damit der Wohnort zugeordnet werden kann.
Wir haben die Expertise, diese Infrastruktur bereit zu stellen und halten es für unsere Verantwortung, Menschen die hierher flüchten mussten diese Möglichkeiten anzubieten. Aber in Zeiten, in denen Krankenversicherungen Daten über alle Versicherten sammeln, jede Website ausführliche Daten über die Besucher speichert um sie an Werbenetzwerke zu verkaufen und die Handys genutzt werden können um sehr detaillierte Verhaltensprofile von jedem Bürger zu erstellen gibt es auch für viele Bamberger Momente, bei denen man besser nicht beobachtet werden möchte. Vielleicht weil der Arbeitgeber noch nicht von einer schweren Krankheit oder einer Schwangerschaft erfahren soll, vielleicht aus anderen Gründen.
Das Recht auf Informationelle Selbstbestimmung gilt für uns alle - auch wenn es oft nicht mehr allzu ernst genommen wird.